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Hommage an das Wasser

Aktualisiert: 27. März

Ich bin das Wasser.

Auch ich bin ein Lebewesen. Noch dazu bin ich das neugierigste und gleichzeitig mutigste Lebewesen der Welt. Ich schaue in jede noch so kleine Spalte, suche alle mir möglichen Wege, habe keine Angst vor dunklen Felsritzen oder Abwasserkanälen, habe keine Angst davor, nach dem Baden in den Abfluss zu fließen, habe keine Angst, unterirdisch als See zu existieren.


Ich habe nicht einen einzigen Körper. Ich habe viele Teile, die zu mir gehören. Ich fühle mich wohl, gleichgültig, ob ich Süßwasser oder Salzwasser bin. Ich sterbe jeden Tag und werde jeden Tag wieder geboren, denn ich wechsele täglich meine Aggregatzustände: Ob ich kochendes Wasser im Kochtopf bin oder Dampf, der sich in der Luft verteilt. Ob ich in den Wolken sitze oder ob ich als Regen zur Erde falle.


Manchmal kann ich mich nicht zurückhalten und gehe über Grenzen: Dann fließe ich auch auf Straßen und in die Häuser. Ich fließe durch den menschlichen und tierischen Körper. Ich sehe überall hin, mich interessiert alles. Mit mir werden Autos gewaschen, Früchte geputzt, Gemüse gedünstet, Nudeln gekocht, Babies und auch Elefanten gewaschen und Geschirr gespült. Ich bin in Laboren als Trägerflüssigkeit eingesetzt, auch beim Bügeln bin ich meistens dabei. Auch Operationssäle sind mir nicht fremd. Ich bin in allen Bereichen tätig.


Ich bin nicht nur das neugierigste und mutigste Lebewesen, nein, ich bin auch das vielseitigste. In mir kann man schwimmen, baden und tauchen, mich kann man trinken, mit mir kann man einen Schneemann bauen, mich braucht man zum Kaffee- UND zum Teetrinken, mit mir kann man jeden Dreck wegspülen, meinen Anblick genießen viele, wenn ich die Form eines Wasserfalls annehme, ich kann den ganzen Verkehr durch Schnee- und Regenstürme zum Stehen bringen.


Wenn ich eine Wolke bin, kann ich die heiße Sonne für die Erdbewohner etwas abkühlen. Ich kann die Sichtweite verkürzen, wenn ich Nebel bin. Ich kann hart sein wie Stein, wenn jemand einen "Bauchplatscher" auf mir macht, aber mit mir kann man auch ganz sanft gurgeln. Ich kenne Menschen, Tiere, Pflanzen von innen und außen. Wenn ich Flut bin, kann ich Häuser wegspülen, dennoch kann man ganz gefahrlos in mir duschen, ohne dass einem menschlichen Körper etwas passiert, und auch ein zartes grünes Blatt kann ich sanft benetzen.


Ohne mich wächst nichts. Ich bin die Verbindung zu und zwischen allem. Ich vereine die meisten Gegensätze. Ich bin Fluss, Meer, See, Wolke, Schnee. Ich lasse mich in Wasserflaschen füllen, ich lasse mit mir spielen, und ich lasse auf mir surfen. Ich bin Lebensraum für viele Lebewesen, ich bin sehr freundlich, ich kann aber auch mächtig und zornig sein und riesige, wunderschöne Wellen erzeugen. Ich kann tosen, tröpfeln, trommeln, springen und tanzen.


Ich kann alte Tapeten von den Wänden lösen. Ich kann als Spiegel dienen, wenn ich stillhalte. Ich kann einen Stein aushöhlen und ein Schiff tragen. Ich bin nicht in eine Schublade zu stecken, auch wenn ich nur einen einzigen Namen trage.


Ich bin das Wasser.

Und mit all meinen Eigenschaften bin ich dem Menschen nicht unähnlich.

 





 
 
 

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